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WEDER DISEL NOCH WASSER - Usbekistan

Einfach an die Tankstelle fahren, Diesel auftanken und mit der Karte bezahlen ist für uns, als wir vor einer Woche wieder in Europa angekommen sind, total ungewohnt. Zu oft hatten wir in den letzten Monaten erlebt, dass Tankstellen nicht mehr funktionierten oder kein Diesel hatten. Vor allem in Usbekistan, wo fast alle Autos mit Gas betrieben werden, ist Diesel eine Seltenheit.

Im September und Oktober, die Zeit der Baumwollernte, soll es noch brenzliger sein, weil dann Diesel nur an LKWs abgegeben werden darf, die das weisse Golde transportieren. Da wir dies im Voraus wussten, planten wir die Route für einmal etwas genauer und beschlossen bloss die märchenhaften Städte Samarkand, Buchara und Khiva, sowie den Aralsee zu besuchen. Auf halber Strecke fanden wir Diesel auf dem Schwarzmarkt, welches direkt aus alten PET-Flaschen in Foxys Tank eingefüllt wurde. Nun hofften wir mit vollem Tank und 10 Liter Zusatzkanister die restliche Strecke ohne Probleme zu schaffen und machten uns auf zum Aralsee, dem einst viertgrössten See der Welt. 

Fischerboote auf Grund

Im ehemaligen Fischerdorf Muynak ist nicht mehr der Badestrand die Attraktion, sondern der Schiffsfriedhof. Rostig liegen die Gerippe der Fischerboote auf dem Sand in der Hitze. Der ehemalige Seeboden ist mit Büschen überwachsen und hie und da liegen Muscheln herum. An der Aussichtsplattform sowie im Museum wird das Verschwinden des Sees dokumentiert, allerdings steht nirgends, dass die ehemalige Sowjetunion die usbekische Trockenzone zum Baumwoll-Mekka machen wollte und so durch den Bau von Kanälen sämtliche Wasserzuflüsse des Sees kappte und ihn innerhalb weniger Jahre fast gänzlich zum Verschwinden brachten. 

Das Ausmass der Katastrophe realisierten wir so richtig, als wir fragten wie weit wir fahren müssten, um den See doch noch zu sehen. „190km“ „Hin und zurück?“ „Nein, von hier bis zum Ufer.“ sagte der Museumsleiter.

Die Tankanzeige zeigte eine Reichweite von 500km an. Die zusätzlichen rund 400 sollten also drin liegen. Irgendwo würden wir dann schon wieder Diesel auftreiben können, solange wir nicht in der neu entstandenen Wüste steckenbleiben würden, sagten wir uns und fuhren los. Vorbei an zerfallenen Fischfabriken – hier wurden früher jährlich 35 Tonnen Dosenfisch verpackt – bis zu einer Schranke. Wir glaubten schon, dass der See für Fremdlinge wie uns gesperrt ist, weil wir nun in der Ferne überall Türme sahen, die auf  Gasgewinnung hinwiesen. Aber der Sicherheitsbeamte wollte nur wissen, ob wir eine Karte hätten. Bald merkten wir weshalb: vor uns breitete sich ein Gewirr an Pisten aus, es sah in allen Himmelsrichtungen gleich flach aus und die Temperaturanzeige stieg auf 42 Grad. Seit der See keiner mehr ist, wurde das Klima in der Region extremer: heisser im Sommer, viel kälter im Winter. Zudem belasten das eingetrocknete Salz, welches vom Wind durch die Luft getragen wird, Umwelt und Mensch bis heute. 

 

Zu steil für Foxy

Der See war einst zweimal so gross wie die Schweiz und wir erreichten erst nach Stunden das steil vor uns aufragende ehemalige Ufer. Vom Seeboden gelangten wir über eine enge Piste in die Höhe. Von Oben sah die Katastrophe fast schön aus. Das verschwundene Wasser hat eine Art Canyonlandschaft freigegeben. Erst 50 Kilometer weiter zog sich eine Piste wieder hinunter auf den Seegrund. Mitten in der steilen Abfahrt piepste Foxy der Bus plötzlich auf: Reichweite 5km, bitte Tanken! Was!? Wie konnte das passieren, eben noch zeigt es 200km an. Wir sprangen aus dem Auto und waren froh, kein Leck im Tank zu entdecken. Aber was nun? Wir entschlossen erstmal hinunter ans neue Seeufer zu fahren und dort zu übernachten. Am nächsten Tag würden wir schon irgendwie eine Lösung finden. Dylan lag die halbe Nacht wach und grübelte nach. Wie würden wir wieder zurückkommen? Die 10l im Zusatzkanister reichten im Normalfall für 100km, in schwierigem Gelände vielleicht für die Hälfte. Die Hauptstrasse war aber mindestens 100km weit weg. Die nächste Tankstelle mit Diesel? Soweit mochte er gar nicht denken. Als wir am Morgen den Motor starteten, stand da immer noch: „Bitte tanken!“ Bitte nicht, hofften wir und fuhren los. Obwohl wir einige Kilometer zurücklegten, stand bei der Reichweite immer noch 5, dann plötzlich 10km. „Foxy! Spiel uns jetzt keinen Streich!“ beschworen wir unser Haus und als hätte er uns gehört, sprang die Reichweite plötzlich wieder auf 200km und wir realisierten, dass wir an der genau gleichen Stelle waren wie gestern. Dann fiel bei uns der Groschen: Der Abhang war so steil, dass sich der Schwimmer der Tankanzeige irgendwo verkeilt haben musste und nun wieder freigekommen war. 

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