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CAMPING AUF DEN KIRCHPLATZ - Spanien

Dank unserem Bus-Haus, haben wir das stürmische Schweizerwetter nach Weihnacht hinter uns gelassen und sind der Sonne hinterhergefahren. Eingeholt haben wir sie in Spanien und dabei die Bekanntschaft eines alten Kirchturms gemacht.

Das neue Jahr hat für uns in einem verlassenen Dorf in Spanien begonnen. Nur wir und unser Bus auf dem Kirchplatz, der seit Jahren von der Natur zurückerobert wird und jeden Moment darauf wartet, dass weitere Steine aus der Turmmauer hinunterfallen, weil sie sich vor lauter Einsamkeit nicht einmal mehr gegenseitig festhalten mögen.

Als wir den Kirchturm zwei Tage zuvor von weitem sahen, war unsere Neugierde geweckt. Die Strasse zum Dorf liess uns erahnen, dass schon lange keiner mehr hier gewesen war. Dreimal mussten wir umgefallene Bäume aus dem Weg räumen. Die Schlaglöcher traten unseren Bus dermassen in den Bauch, dass sich nach und nach die Schranktüren öffneten. Als wir schliesslich um die letzte Kurve bogen, stand er dann erhaben vor uns, der Kirchturm, der als einziger im Dorf noch stolz sein Dach trägt und uns höflich bat, doch die nächsten paar Tage zu bleiben. Wir nahem die Einladung an und beleuchteten als Gastgeschenk den Turm des Nachts mit unseren Lampen, damit er zumindest noch ein letztes Mal stolz über das Tal hinaus leuchten konnte.

Während wir tagsüber durch die Ruinen strichen, fragte wir uns, wie es dazu gekommen war, dass dieses Dorf so verlassen war. Was war hier passiert? Der Kirchturm blieb stumm, wir fragten stattdessen Google.

Die letzten Einwohner des Dorfes waren nach dem spanischen Bürgerkrieg von selbst gegangen, weil es ihnen hier zu abgelegen war. Der Alltag zu schwer. Es gab weder Strom noch genügend Wasser und Nahrungsmittel und der Weg, um etwas zu besorgen, war weit. So entschieden die letzten Bewohner an einen angenehmeren Ort zu ziehen. Ein Freund, der seit ein paar Jahren in Spanien lebt, erzählte uns später, es gäbe viele solche Dörfer, denen die Zeit und mit ihnen die Menschen davongelaufen seien. Die leeren Gräber, die Kakteen, deren reife Früchte keiner mehr isst, der Mandelbaum, der aus dem Brunnen wächst; was haben sie hier alles erlebt?

 

Heute ist es hier so still, dass wir das leise knacken der Pinienzapfen hören, die sich in der Sonne öffnen. Aber nur für kurze Zeit, dann zieht der Wind um die Häuserecken, rüttelt an unserem Bus. Fast so, als möchte er, dass wir ihm die Vergangenheit vor die Türe legen, damit er sie am letzten Tag dieses Jahres mitnehmen kann. So wie er hier zwischen den halb zusammengefallenen Mauern schon längst alle Spuren des einstigen Lebens mitgenommen hat. Das letzte Lachen, das letzte Weinen, es ist bereits weit über das Mittelmeer hinaus gefegt worden. Wir geben ihm die Vergangenheit gerne mit, denn wir leben im hier und jetzt. Zusätzlich werfen wir noch ein paar Wünsche hinterher und schauen zu, wie sie sich über die Täler und Wälder verbreiten.

 

Hier, wo die Vergangenheit vor sich hin bröckelt, feiern wir in die Zukunft, geniessen die Erfahrung ein Dorf ganz für uns alleine zu haben. Geniessen den Luxus einfach hier sein zu können uns fremd und gleichzeitig doch zuhause zu fühlen.

Als der Wind stärker und die Nacht kälter wird, schliessen wir die Schiebetür unseres Hauses, backen drinnen frisches Brot für den ersten Morgen des neuen Jahres und sind unendlich dankbar für unser Leben und dafür, dass wir vor bald zwei Jahren den Mut hatten an unseren Traum zu glauben, kurzerhand alles Bekannte hinter uns liessen und unserem Weg dem Wind überliessen. Wenn wir auf unser Herz hören, dann kennt der Wind die Richtung und bringt uns da hin, wo wir sein müssen. Am 1. Januar 2018 war dies für uns ein verlassenes Dorf in den spanischen Bergen, wo die Sonne unsere Haut wärmt, der Kirchturm zu uns spricht und die Lebensfreude im Wind flattert.

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