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GLÜCK AUF UMWEGEN - Schweiz

Wie, das war jetzt nicht so geplant?

Schnee im Sommer, Glück in Herbst. Als Bus-Nomaden und Reisejournalisten unterwegs zu sein, könnte in diesem Alteweibersommer schöner fast nicht sein.

Im Safiental sind die Bergflanken steil, das Tal eng. Fasziniert vom türkisfarbenen Stausee, in welchem sich die weissen Bergspitzen spiegeln, haben wir nicht bemerkt wie die Zeit vergeht. Vielleicht liegt es auch am Herbst, aber es ist schneller dunkel geworden, als wir dachten. Auf gut Glück folgen wird einer kleinen Strasse. Noch fahren wir durch einen Weiler, dann stehen nur noch Heuschober stumm in den Wiesen, dazwischen ein paar weisse Flecken. Schafe. Die Strasse wird immer wie enger, der Nebel dichter, die Nacht dunkler. Uns gefällt. Und würde es uns nicht gefallen, so hätten wir sowieso keine Möglichkeit zum Wenden. Denn hier gibt’s nur eines: Vorwärtsschauen. Kurve um Kurve steigen wir höher. Dann irgendwann ist Schluss, zum Glück mit einem kleinen Parkplatz. Bingo! Wir steigen aus und hören weiter unten die Glöckchen der Schafe, sonst nichts. Ein perfekter Ort.

Sonnenaufgang mit Überraschung

Am nächsten Morgen weckt mich das Tageslicht. Gerade weil wir im Dunkeln angekommen sind, ist es umso spannender mit den ersten Lichtstrahlen die Jalousine zu öffnen. Sobald ich sehe, was sich draussen abspielt, wecke ich Dylan. „Schau!“ Schneller als ich Tee machen kann, ist seine Müdigkeit verflogen. Er zieht Jeans und T-Shirt an, packt die Kamera und springt aus dem Bus. Dann höre ich von draussen nur immer wieder: „Wow! Ist es nicht einfach unglaublich schön hier?“

Der Tee ist aufgekocht und ich setze mich noch im Pyjama auf die Bank vor dem Bus. Die Aussicht ist eine Überraschung. Hier oben scheint das enge Tal plötzlich weit. Genau gegenüber thront der Piz Beverin, Puderzucker auf der Spitze. Der Himmel wird mit jeder Minute spektakulärer. Unten auf der Wiese springen drei Rehe in Richtung Wald, wir sehen die Schafe zu den Glöckchen, die wir gestern Nacht nur hörten. Es IST unglaublich schön!

Als etwas später die ersten Sonnenstrahlen über die Bergspitzen kriechen, wird es zudem angenehm warm. Wir frühstücken in der Sonne und entscheiden, heute hier oben unser Büro aufzuschlagen. Arbeit gibt es genug. Die letzten Tage waren voller Interviews und Besuche. Denn das Beste an diesem Morgen ist: Wir müssen hier sein. Als Fotografen-Journalisten Team arbeiten Dylan und ich gemeinsam an einem Auftrag von „Graubünden Ferien“. Wir besuchen alle fünf Naturpärke des Kantons, daraus entsteht am Ende eine Sonderbeilage für ein Reisemagazin.

Unser Nachbar, der Bauer

Später kommt der Bauer, um nach seinen Schafen zu schauen. Auch er muss mit seinem Toyota 4x4 bis zu uns hochfahren, um zu wenden. Er versteht warum wir hier oben sind, und wir verstehen warum er keinen anderen Job der Welt möchte. „Ist es nicht einfach wunderschön hier?“ fragt er durchs offenen Autofenster, winkt und verschwindet.

Die nächsten zwei Tage wird es zum Ritual beim Frühstück zu beobachten, wie er die zwei neugeborenen Lämmchen einfängt, um zu kontrollieren, ob sie gesund sind und danach mit ihm einen kurzen Schwatz zu halten. Auch wir haben gelegentlich Nachbarn.

Zum Glück schlechtes Wetter

Zum Glück hatte es uns vor ein paar Wochen, als wir zum ersten Mal im Safiental waren, eingeschneit. Damals erwachten wir zu 40cm Neuschnee und mussten die Idee hier oben Sommerbilder zu machen unter einem Schneemann begraben. Jetzt könnte der Altweibersommer auf der verlassenen Alp schöner nicht sein. Manchmal macht das Leben Umwege und das Wetter Kapriolen. Was wir zuerst als mühsam und zeitaufwändiger sahen, verwandelte sich in einer der schönster Momente der letzten Wochen.

Als Nomaden zu leben, lernt uns immer wieder aufs Neue, im Moment zu leben und mit dem zufrieden zu sein, was wir gerade haben. Nicht nur materiell, sondern auch vor der Bustüre.

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